Fairness und Achtung als oberste Gebote

Meine Hunde und ich

Ich bin 1967 in Münster geboren. Schon in frühen Jahren hatten wir in der Familie Hunde. Ich liebte sie sehr. Damals setzte ich mich mit ihrer Ausbildung jedoch noch nicht auseinander. Unsere Vierbeiner waren immer Familienmitglieder. Im Rückblick würde ich sagen: ein wenig unerzogene.

Mein persönlicher Lebensweg führte trotz meiner großen Liebe zu Hunden zunächst nicht zu ihnen. Als Kind war mein Berufswunsch klar gewesen: Ich wollte Tierärztin werden. Einfach, weil ich mit Tieren arbeiten wollte. Trainer wie heute gab es damals noch nicht. Leider war Biologie in der Schule alles, nur nicht mein Fach. Ich mußte einsehen, daß ich darin nicht gut genug war, um Veterinärmedizin zu studieren. Also verdiente ich zunächst als Journalistin mein Geld. Später wechselte ich in die Öffentlichkeitsarbeit eines großen diakonischen Trägers, in der ich über 10 Jahre gerne um Verständnis für Menschen mit Behinderungen, alte Menschen und Menschen in besonderen sozialen Notlagen warb. Als personelle Umstrukturierungen mich gezwungen hätten, den Wohnort zu wechseln, ergriff ich die Chance, mich beruflich zu verändern.

Ben, mein erster eigener Hund, lehrte mich, richtig und falsch in Sachen Hundeerziehung zu scheiden. Mit ihm erwarb ich mein Grundlagenwissen über hundliches Ausdrucksverhalten, hundliche Motivationen für ein Handeln und natürlich über mögliche Lösungswege für die Umlenkung unerwünscht aggressiven Verhaltens.

Ich machte die Bekanntschaft von Trainern, die alles waren, nur keine Hundefreunde. Ich lernte andere kennen, die es waren, obwohl "böse Zungen" ihnen unterstellten, daß das gar nicht sein könne. Den Durchbruch mit Ben erzielte ich mit Hilfe eines Diensthundeausbilders der Polizei. Er zeigte mir, wie ich gewaltfrei, vor allem aber in einer Sprache, die mein Hund verstehen konnte, an Ben herankam. Er brachte mir das Clickern bei.

Meine Begeisterung für die einzigartigen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten unserer Hunde war durch Ben entfacht, durch diesen Diensthundeausbilder und dessen Diensthunde brannte die Flamme nun lichterloh. Ich begann, mich zu Seminaren anzumelden, hörte Vorträge und besuchte Workshops. Ich wollte wissen. Alles, was es über Hunde und ihr Verhalten zu wissen gab.

Ich hatte an Ben gesehen, wie wichtig es ist, einen Hund in seiner einzigartigen Persönlichkeit ernst- und wahrzunehmen. Wer einen Hund, der sich Menschen und Artgenossen gegenüber aggressiv verhält, führen will, muß einfach sehr genau wissen, was er tut. Und vor allem, was er anrichten kann, wenn er falschem Rat folgt und einen falschen Weg einschlägt.

Auf meinem Weg zu einem angst- und aggressionsfreien Ben an meiner Seite hatte ich vor der Bekanntschaft mit dem Diensthundeausbilder, bereits Methoden kennengelernt, die alles gewesen waren, nur nicht hundgerecht. Sie hatten mich immer wütender gemacht, aber Ben nichts geholfen, absolut gar nichts. Mit jedem neuen Stück Wissen erfuhr ich, warum mein Gefühl, Trainern, die das Ignorieren, Unterwerfen und Quälen von Hunden mit Stromgeräten, Stachelhalsbändern und anderen Widerlichkeiten predigen, nicht zu folgen, absolut richtig gewesen war.

Ich fand und finde solche "Methoden" den Hunden gegenüber unfair. Ich wollte Wege finden, anders mit meinem vierbeinigen Freund kommunizieren zu können.

Je mehr ich mich dabei auf Ben einstellte, desto mehr Fortschritte erzielten wir. Ich sah an ihm und später auch an Seppl, Ilias und Athos und mittlerweile auch an vielen Kundenhunden, was alles möglich wird, wenn wir Menschen uns aus eingefahrenen Gleisen befreien und uns wirklich auf unsere Hunde einlassen.

Mein Ziel als Hundetrainer ist es, dieses Wissen anderen Menschen, die mit ihren Hunden in Not sind, weiterzugeben. Ich tue es auf Basis dessen, was ich über Verhaltensbiologie und das Lern- und Ausdrucksverhalten von Hunden lernte und immer noch lerne. Gerade Menschen mit aggressiven Hunden möchte ich vermitteln: Eure Hunde sind nicht böse. Sie verhalten sich einfach nur wie Hunde. Ihr könnt ihr Verhalten beeinflussen. Wenn Ihr lernt, sie zu lesen und eine gemeinsame Sprache mit ihnen zu sprechen.

Gentlemen of the jury: "The best friend a man has in this world may turn against him and become his enemy ..."

Tribute To A Dog

So begann das vielleicht legendärste Plädoyer für die Rechte unserer Hunde. 1870 vertrat Senator Goerge Graham Vest den Halter eines Hundes, der vor einem us-amerikanischen Gericht gegen seinen Nachbarn Klage führte. Dieser hatte Old Drum, den geliebten Gefährten des Farmers Burden erschossen, Burden verlangte Schadenersatz und war keineswegs damit einverstanden, Old Drum zur Sache erklären zu lassen. Kurzerhand wandte er sich an Vest, der nicht nur die angebotenen 50 Dollar ablehnte, sondern in einer leidenschaftlichen Rede hielt.

"The money that a man has, he may lose. It flies away from him, perhaps when he needs it the most. A man's reputation may be sacrificed in a moment of ill-considered action. The people who are prone to fall on their knees to do us honor when success is with us may be the first to throw the stone of malice when failure settles its cloud upon our heads. The one absolutely unselfish friend that a man can have in this selfish world, the one that never deserts him and the one that never proves ungrateful or treacherous is his dog.",

erklärte er und überzeugte Richter und Jury und schuf so nicht nur den allseits bekannten Ausdruck vom Hund als bestem Freund des Menschen, sondern sorgte auch dafür, daß der Halter von Old Drum den Prozeß gegen den Mörder seines Hundes tatsächlich gewann.